Zweigeteilter Wiener Einzelhandel
Der Wiener Einzelhandelsmarkt darf getrost als eine Medaille mit einer glänzenden Seite – und mit einer Kehrseite bezeichnet werden. Das ist der Schluss des Geschäftsflächenberichts für den Wiener Einzelhandelsmarkt, der von EHL Immobilien veröffentlicht wurde. Diesem zufolge sei der Markt für Einzelhandelsflächen zweigeteilt: In hochwertigen Lagen – das gelte sowohl für Einkaufsstraßen als auch für Top-Shoppingcenter – seien kaum Leerstände zu verzeichnen, die Mieten seien stabil. Im Gegenzug dazu würden sich Flächen an schwächeren Standorten auch bei niedrigen Preisen als zunehmend unvermietbar erweisen – und werden daher vom Markt genommen. Diese Entwicklung sei, laut EHL, in den Jahren zuvor in den Bundesländern verzeichnet worden. Jetzt trifft diese auch Wien in einem „nennenswerten Ausmaß“: Österreichweit sei ein Rückgang von Verkaufsflächen, die nicht in Einkaufsstraßen oder Einkaufszentren verortet sind, von rund fünf Prozent verzeichnet worden. Diese Größenordnung wird auch für Wien erwartet.
Verschärft wurde diese Entwicklung in Wien nicht zuletzt durch die Pleite von Zielpunkt im Herbst des vergangenen Jahres. Zwar seien für die rund 220 Standorte in guten Lagen binnen kürzester Zeit Nachmieter gefunden worden, andere Standorte werden aber wohl alternativen Nutzungen zugeführt werden müssen, erklärt Jörg Bitzer von EHL Immobilien. „Der Markt für Einzelhandelsflächen wird sich in den kommenden Jahren bereinigen. Die Verkaufsflächenmenge wird sich langsam reduzieren und ein großer Teil der Flächen in schwachen Lagen wird verschwinden. Für hochqualitative Flächen in zukunftsfähigen Lagen werden hingegen auch langfristig gute Mieten erzielbar sein.“
In den Luxuslagen im ersten Bezirk ist die Nachfrage stabil, vereinzelt können Mieten zwischen 230 Euro/m² bis 400 Euro/m² erzielt werden. Auf der Mariahilferstraße, die generell mit einem hohen Leerstand zu kämpfen hat, sind die Mieten mit 150 Euro/m² leicht rückläufig.
