Zinshäuser bleiben Thema
Die Europäische Zentralbank hat den Leitzinssatz erneut gesenkt, diesmal auf ein Rekordtief von 0,15 Prozent. Zusätzlich setzt sie erstmals auf eine drastische Methode, um den Geldkreislauf anzukurbeln – Negativzinsen: Banken, die Geld bei der EZB parken, müssen dafür künftig Strafzinsen in der Höhe von 0,1 Prozent zahlen. Für die Zentralbank geht es bei der Maßnahme hauptsächlich darum, die Inflation zu steigern, um einer Spirale aus sinkenden Preisen, sinkenden Gehältern und geringerem Wirtschaftswachstum entgegenzuwirken.
„Das österreichische Zinshaus ist durch die indexangepassten Mieten das beste Mittel gegen die Geldentwertung,“ sagt Zinshausexperte Gerhard Hudej. „Denn die Mieten werden in regelmäßigen Abständen an die Inflationsrate angepasst. Der Wert des Vermögens bleibt daher immer erhalten. Dazu kommt noch die Wertsteigerung des Hauses durch das Bevölkerungswachstum, steigende Wohnraumnachfrage und die Entwicklung der Städte.
Zinshauseigentümer seien außerdem unabhängig von staatlicher Fremdbestimmung, führt Hudej weiter aus. Sie entscheiden vollkommen autonom, was mit ihrem Vermögen geschieht. „Sparbuchbesitzer hingegen sind abhängig von der Geldpolitik der EZB und der Nationalbank. Sie verlieren bei der derzeitigen Geldpolitik laufend Vermögen.“ Ziel des EZB-Rats sei laut deren Chef Mario Draghi eine Inflationsrate von 2 Prozent. Für Sparer sind das keine guten Nachrichten. Allein im Jahr 2013 haben die insgesamt in Österreich vorhandenen Sparguthaben 2,94 Milliarden Euro an Wert verloren, wenn man von den Zinsen die Inflation und Kapitalertragssteuer abzieht. Für das laufende Jahr ist bei steigender Inflation mit noch höherer Entwertung zu rechnen.
Hudej geht davon aus, dass die Nachfrage nach österreichischen Immobilien im allgemeinen und Zinshäusern im speziellen als Folge der drastischen Geldlockerungspolitik der EZB zunehmen wird. Neben Wien stehen dabei vermehrt auch Graz und Salzburg im Fokus der Investoren. Außerdem steigt das Interesse an Objekten jüngeren Baudatums. Die Renditen sind hier mit durchschnittlich 3,5 bis 4,5 Prozent höher und die Investition ist oft nachhaltiger. Grund dafür seien geringere Erhaltungskosten und die eingeschränkte Geltung des Mietrechtsgesetzes. „Neubauzinshäuser sind nicht so schön und prächtig wie so manches Zinspalais aus der Gründerzeit – aber dafür bieten sie rein rechnerisch oft die besseren Argumente für ein Investment“, erklärt Hudej. Die höhere Nachfrage durch die steigende Inflation werde sich aber sowohl auf Gründerzeitobjekte als auch auf Neubauten beziehen.
