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Stabilität durch Inaktivität

Kärnten hat bei Weitem nicht den aktivsten Immobilienmarkt in Österreich. Das bringt aber auch eine gewisse Stabilität.

Autor: Stefan Posch

Kärnten ist bauwirtschaftlich gesehen das Sorgenkind Österreichs. Das Kärntner Institut für höhere Studien (KIHS) stellte fest, dass in den ersten fünf Monaten 2016 die Bauproduktion in Kärnten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,3 Prozent zurückging.

Vom Land in die Stadt

Doch die Ballungszentren, wie etwa Klagenfurt und Villach, entwickeln sich laut dem Geschäftsführer von Riedergarten Immobilien, Bernd Rausch, im Vorjahresvergleich gut. Wegen der schlechten Arbeitsmarktsituation in den Tälern würden die Kärntner vermehrt in die Städte ziehen. "Klagenfurt wächst, wenn auch nicht sehr schnell", erklärt Rausch. "Wo die Bevölkerung wächst, steigen Bedarf, Mieten und Kaufpreise", meint Herwig Teufelsdorfer, COO der BUWOG. "Aber man muss schon sehen, dass das Preisniveau auch in den Ballungsräumen im Vergleich zu den großen Städten in anderen Bundesländern sehr moderat ist. Hier gibt es sicher noch Aufholpotenzial", so Teufelsdorfer weiter. Kärnten sei nicht der aktivste Immobilienmarkt, aber das habe auch "den Vorteil, dass es weniger Auf und Ab gibt als in Märkten, in denen besonders viele Investoren tätig sind", so Teufelsdorfer, der auch in den "peripheren Lagen in dem Preissegment, das wir abdecken, einen stabilen Wohnungsbedarf und dementsprechend einen funktionierenden Vermietungsmarkt" sieht. In den ländlichen Gebieten würden sich auch die Landeshauptstädte gut entwickeln, sagt Rausch. Auch da würden die Menschen "aus den Tälern hinziehen". Hier würde aber vor allem in den Altbestand investiert, und die ländlichen Gebiete seien damit für Bauträger als Markt uninteressant. "Am Land gibt es wenig Nachfrage, deswegen wird es hier zu vermehrten Leerständen kommen", glaubt hingegen Reinhold Lexer, stellvertretender Fachverbandsobmann für Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der WKO. Ausgenommen sind aber die Gemeinden im Einzugsgebiet der Ballungszentren. Der Einzelhandelsbereich ist in Kärnten von den Diskussionen über die Errichtung von Einkaufs- und Fachmarktzentren geprägt. Bernd Rausch hat mit der Ansiedelung von Einzelhandelsflächen am Rand der Städte "kein großes Problem". In St. Veit etwa gäbe es "trotz eines Fachmarktzentrums am Stadtrand einen funktionierenden Stadtkern". "Wer in ein Shopping-Center gehen will, der geht sowieso. Egal ob in der Heimatstadt oder 30 Kilometer entfernt", so Rausch.

Leerstände in Klagenfurter City

Laut einer Studie von Standort + Markt weist die Klagenfurter Innenstadt aber eine Retail-Leerstandsrate von 10,6 Prozent auf. Die Innenstadt sei ähnlich groß wie jene in Graz und eigentlich für eine Stadt mit 300.000 Einwohnern ausgelegt - daher sieht Lexer, neben der geringen Kaufkraft, auch die Größe der City als einen Grund für den Leerstand. Auch der Hotelmarkt erweist sich in Kärnten derzeit als schwierig. Klagenfurt würde zwar noch ein zusätzliches Hotel im Drei-Sterne-Bereich vertragen, meint Lexer, aber die Häuser an den Seen hätten es aufgrund der kurzen Saison schwer. "In Kärnten ist es nicht möglich, nur mit einem Ein-Saison-Betrieb zu überleben", meint auch Rausch.

„The Holly“ - Neuer Heiligengeistplatz

Der Investor Franz Peter Orasch baut für 35 Millionen Euro am Klagenfurter Heiligengeistplatz das Großprojekt “The Holly”. Im ehemaligen Woolworth-Gebäude soll ein Einkaufszentrum realisiert werden. Derzeit stehen im Gebäude 5.200 Quadratmeter Verkaufsfläche zur Verfügung, mit dem Umbau sollen weitere 1.200 Quadratmeter dazukommen. Zudem soll auch der Heiligengeistplatz selbst umgestaltet werden. Der Baustart könnte im Herbst 2017 erfolgen.

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