In Wien droht Wohnungsknappheit
Wien wächst - und zwar so stark, dass die Angebotslücke am Wohnungsmarkt mittlerweile ein Rekordhoch aufweist. Dieses Ergebnis zog EHL Immobilien im Rahmen eines Pressefrühstücks zum Thema "Aktuelle Situation des Wiener Wohnungsmarktes". EHL zufolge sei die Schere zwischen Wohnungsangebot und Wohnungsnachfrage so groß wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Einhergehend mit der Wohnungsknappheit haben auch die Preise im ersten Quartal angezogen.
"Die Situation für Wohnungssuchende ist in Wien mittlerweile ein Problem", resümiert Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien vor Journalisten. Die Preise seien im Bereich der frei vermietbaren Wohnungen um 1,4 Prozent und bei Eigentumswohnungen um 2,1 Prozent gestiegen. Doch davon haben Wohnungsanbieter wenig, wie Ehlmaier präzisiert: "Steigende Grundpreise und Baukosten erzwingen de facto ständige Preissteigerungen - allerdings macht man mit Wohnungen, die sich niemand leisten kann, auch kein Geschäft."
Zwar seien die Baubewilligungs- und Fertigstellungszahlen in den vergangenen Jahren gestiegen, dennoch seien die Fertigstellungen weit vom Bedarf entfernt. Im ersten Halbjahr 2016 werden rund 3.500 Wohnungen fertiggestellt werden, mit der Produktion von rund 7.000 Einheiten im Vorjahr zusammengerechnet, sei man noch "weit entfernt", wenn man das Bevölkerungswachstum im Zeitraum von zwei Jahren um 43.000 Personen heranzieht. Problematisch ist auch der Bereich des Wohnungsbestands. Der statistische Leerstand betrage zwar 150.000 Wohnungen, von diesen stünden aber nur rund 35.000 Einheiten den Wohnungssuchenden zur Verfügung.
Für Sandra Bauernfeind, Leiterin Wohnimmobilien bei EHL ist die Verschiebung des Angebots von Miet- zu Eigentumswohnungen nicht minder problematisch. Im Altbestand frei werdende Wohnungen würden wegen der Mietzinsbeschränkung lieber verkauft als neu vermietet, im Neubausektor ließen sich die Herstellungskosten nur mehr mit Eigentumswohnungen erwirtschaften. Jedoch, so Bauernfeind, habe gerade die Mehrheit, die nach Wien ziehe, nicht das erforderliche Kapital, um eine Wohnung zu kaufen. "Die größte Zielgruppe, die nach Wohnungen sucht, benötigt leistbare Wohnungen", so Bauernfeind.
Um der Wohnungsknappheit Herr zu werden, präsentierte EHL Immobilien einen Maßnahmenkatalog, um die Wohnungsproduktion wieder anzukurbeln. Diese umfasse eine Reduktion der ImmoEst, vorzeitige Abschreibungen, Beschleunigung von Flächenwidmungen sowie der Bauverfahren, liberale Regelungen für Baurechte. Auch Kostendämpfung im geförderten Wohnbau sowie eine Vereinfachung des Mietrechts sind im Katalog festgelegt.
