Es geht schon wieder los!
Genau so hatte in den Jahren 2005 und 2006 die Immobilien- und darauf folgend die globale Wirtschaftskrise begonnen: Mit dem grenzüberschreitenden Verkauf von Kreditportfolios, so lange, bis niemand mehr wusste, was da eigentlich verkauft worden ist. Und genau so geht es jetzt schon wieder weiter: Der Verkauf von Kreditportfolios der europäischen Banken erreichte im vergangenen Jahr einen Rekordwert von 104 Milliarden Euro. Ein Drittel davon entfällt auf Großbritannien. Zu diesem Ergebnis kommt der KPMG-Bericht „European debt sales“. Dieser fokussiert sich einerseits auf die Entwicklung des Kreditmarktes in den vergangenen zwölf Monaten und zeigt andererseits Themen, die 2016 rund um den Schuldenabbau der europäischen Banken ins Zentrum rücken werden.
Das zunehmende Interesse der Investoren, Kreditportfolios in Europa zu kaufen, dürfte auch 2017 anhalten. Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit den „bad banks“ und dem Interesse, Kreditportfolios – insbesondere in Großbritannien und Irland – weiter zurückzuschrauben.
Die österreichischen Banken halten auch weiterhin einen signifikanten Marktanteil in Mittel- und Osteuropa, wie der Bericht bestätigt. 40 Prozent ihres Gewinns erwirtschaften sie im CEE-Raum. Kritik gibt es seitens der Finanzanalysten, die den hohen Anteil an notleidenden Krediten bemängeln. Darüber hinaus wurden im europäischen Vergleich in Mittel- und Osteuropa – trotz anhaltender Marktlage – weniger Fortschritte verzeichnet als in den Ländern Großbritannien, Spanien oder Italien.
Der intensive Wettbewerb in Großbritannien und Irland hat darüber hinaus das Interesse der Investoren auf Märkte wie Spanien und Italien gelenkt. Attraktiv sind hier insbesondere Immobilienanlagen.
Unterdessen kann der europäische Asset-Backed-Security (ABS)-Markt erneut einen Anstieg verzeichnen. Auch wenn der Stand von 2008 noch nicht erreicht wurde, zeichnet sich laut KPMG-Bericht eine weitere Belebung infolge der Lockerung der Kapitalverkehrskontrollen unter Basel III, die Standardisierung der Verbriefungen und ein extrem niedriges Zinsumfeld ab. Der Anstieg der ABS-Transaktionen steht im Einklang mit der zunehmenden Bedeutung von alternativen Kreditgebern. Grund dafür ist, dass sich Banken von den traditionellen Märkten zurückziehen, sei es geographisch oder in Bezug auf die Anlageklasse.
