Energieausweis in Deutschland
Energieeffizienzklassen für Gebäude erscheinen nur auf den ersten Blick einfach und verbraucherfreundlich. Bei näherem Hinschauen sind sie im Bereich Wohnen jedoch völlig ungeeignet, weil sie keine wirklichen Rückschlüsse auf die warmen Betriebskosten zulassen", erklärte Axel Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, zu Forderungen des "Bündnis Energieausweis".
Der zudem geforderte Wechsel hin zu reinen Bedarfsausweisen – statt des bisherigen Dualismus von Bedarfs- und Verbrauchsausweisen – bringt ebenfalls keine Vorteile, weil Bedarfsausweise nicht eindeutig sind. "Der Energieausweis, wie ihn die Energieeinsparverordnung (EnEV) vorsieht, kann lediglich grobe Diagnosen hinsichtlich des energetischen Zustandes von Gebäuden stellen. Genaue Aussagen zum Energiebedarf kann man nur mit einer ausführlichen Energieberatung für jedes Gebäude individuell treffen", erklärte der GdW-Chef.
Praxistests der Wohnungswirtschaft haben gezeigt, dass verschiedene Energiebedarfsausweise für ein und dasselbe Gebäude beim Primärenergiebedarf Ergebnisse liefern können, die um bis zu 80 Prozent auseinander liegen. Grund dafür sind unterschiedliche Einschätzungen der Ersteller von Energieausweisen zum Ist-Zustand eines Gebäudes sowie verschiedene zulässige Berechnungsverfahren. Die Folge wären unterschiedliche Energieeffizienzklassen für ein und dasselbe Gebäude. Darüber hinaus liegt der berechnete Energiebedarf im Gebäudebestand meist über dem gemessenen Verbrauch. Bei einer energetischen Modernisierung kann daher die Betrachtung des Energiebedarfs allein Fehlinvestitionen auslösen.
