Der Brexit-Kuchen ist serviert
Diese Woche startete die Stadt Wien eine Kampagne, um die 900 Mitarbeiter große europäische Arzneimittelbehörde EMA in die Stadt zu locken. Doch ein viel größeres Stück des Kuchens ist bei der Finanzwirtschaft zu holen. Um diese Unternehmen von einem Standort zu überzeugen braucht es aber mehr als ein funktionierendes öffentliches Verkehrssystem oder genügend Hotelbetten. Schließlich treffen Unternehmen ihre Standortwahl, im Gegensatz zu Behörden, nicht aus politischen, sondern aus ökonomischen Gründen.
Oft wird Frankfurt als möglichen Nutznießer des Brexits genannt. Die Bankenmetropole am Main ist schließlich das Finanzzentrum des größten und mit Abstand wirtschaftlich mächtigsten EU-Landes. Thomas Schneider, Gründer der Investmentplattform BrickVest, favorisiert in einem Gespräch mit dem immoflash allerdings eher kleinere EU-Länder, wie etwa Luxemburg oder Irland, bei der Standortwahl. Deren Vorteil sei die höhere Flexibilität. Auch was Steuergesetze betrifft.
In Deutschland tritt nämlich ab dem kommenden Jahr eine Investmentsteuerreform in Kraft. Bis jetzt fand eine Besteuerung nur auf Ebene des Anlegers statt. Der Fonds selbst war von Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit. Ab 2018 werden Fonds und Anleger getrennt besteuert, was zu einer Steuermehrbelastung und weniger Rendite führen wird. Die Attraktivität des Standortes Frankfurt für die Londoner Finanzwirtschaft wird damit zumindest nicht gesteigert werden.
Österreich hat mit dem Steuerreformgesetz 2015/16 die Kapitalertragsteuer auf Immobilien- und Investmentsfonds von 25 auf 27,5 Prozent erhöht. Auch kein gutes Argument für die Hochfinanz in London.
