conwert-HV: Adler zog Anträge zurück
Adlers Absicht war es, drei der vier bis zum Zeitpunkt der ao. HV amtierenden Verwaltungsratsmitglieder durch eigene Kandidaten zu ersetzen. Zudem wollte Adler durchsetzen, dass die Zahl der Verwaltungsratssitze von fünf auf vier verringert werde.
Generell war bei der außerordentlichen Hauptversammlung die Stimmung nicht auf der Seite von Adler Real Estate. Beschwichtigende Worte von Arndt Krienen, Vorstandsmitglied von Adler Real Estate (und CEO der Westgrund, die im Mai des Vorjahres von Adler übernommen wurde und vor zwei Wochen ein Aktienpaket der conwert von rund 985.000 Stück erworben hatte) und den Kandidaten Dirk Hoffmann und Hermann Anton Wagner halfen nicht, die Stimmung zu beruhigen. Im Gegenteil: Während der Hauptversammlung wurde zudem bekannt, dass der dritte Adler-Kandidat, Wijnand Donkers, überraschend seine Kandidatur via Schreiben an Erich Kandler, der als Mitglied des conwert-Verwaltungsrats die Versammlung leitete, zurückgezogen hatte.
Doch das war nicht alles: Die Rolle von Cevdet Caner - er selbst war nicht anwesend -, der über sein Unternehmen Mezzanine IX mit 21,78 Prozent an der Adler beteiligt ist und von Adler mehrfach als „Berater“ ins Treffen geführt wurde, stieß mehreren Aktionären sauer auf. Besonders Rupert-Heinrich Staller, Investor und conwert-Aktionär, sparte nicht mit heftigen Formulierungen Caner betreffend. In einer sehr resch formulierten Wortmeldung „verbot er dem Verwaltungsrat, Geschäfte mit diesem Herren“ zu machen. Caner hatte laut Medienberichten ab 2005 in Ostdeutschland mit Hilfe der Credit Suisse (und ohne nennenswertem Eigenkapital) mit Level One ein Immobilienimperium aufgebaut und vier Jahre später eine 1,5 Milliarden Euro schwere Pleite hingelegt. Seit 2010 ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien gegen Caner wegen schweren Betrugs, der betrügerischen Krida und Gläubigerschädigung.
Dass er lediglich als Berater für die Adler tätig war, wurde von mehreren Aktionären bezweifelt. Auch Sitzungsleiter Erich Kandler sprach von einer Begebenheit, die darauf hindeutete, dass Caner mehr sei als nur Berater.
Die nunmehr beschlossene Kompromisslösung wurde schlussendlich von Aktionär Olaf Hein, der Anteile an Adler und an conwert hält, und von conwert-Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger ins Rollen gebracht. Rasinger machte den Vorschlag, angesichts der ohnehin getrübten Stimmung, dass Adler ihre Anträge zurückzuziehen solle und dafür den fünften Verwaltungsratssitz mit Dirk Hoffmann besetzen solle (ohne, dass dieser deren Vorsitz übernimmt) und erinnerte an den Wiener Kongress zwischen 1814 und 1815, bei dem ebenfalls „gute Kompromisse erzielt wurden.“ Dem beugte sich die Adler Real Estate schlussendlich nach einer Sitzungsunterbrechung und Beratungspause von etwas mehr als 20 Minuten.
